von Lutz Hübner und Sarah Nemitz
Regie: Ayla Yeginer – Ausstattung: Telse Hand
mit Tobias Kilian, Jessica Ohl, Laura Uhlig, Julia Weden, Philipp Weggler
Premiere: 8. Juni 2017
Laufzeit:
Freitagnacht: Das Fast-Food-Restaurant hat endlich geschlossen, die Mitarbeiter beeilen sich beim Putzen und Aufräumen. Doch dann ein Schrei: „Da ist ein Baby!“ Auf einer der Sitzbänke liegt ein Neugeborenes. Schnell sind sich alle einig: Das Kind kann nur von der Roma-Frau zurückgelassen worden sein, die sich kurz zuvor noch dort aufgehalten hatte. Doch wer ist diese Frau? Sie ist Kroatin. Oder Rumänin. Oder Bulgarin. Ganz egal, aus dem Osten halt. Sie ist die Ausgebeutete, das Opfer, die Schmarotzerin, die Tapfere, die Heldin. Sie ist … ein Phantom.
Rückblende: Blanca – aus irgendeinem osteuropäischen Land mit Armutsproblem – wird von ihrer Familie nach Deutschland geschickt. Hier durchlebt sie all die typischen Stationen eines heutigen Flüchtlingsschicksals: der lange Weg in ein fremdes Land, gebrochene Versprechen, Sprachschwierigkeiten, erpresserische Vermieter, Schwerstarbeit, unmoralische Angebote, Ärger mit den Behörden – und die Konfrontation mit einem allgegenwärtigen Rassismus. Blanca schlägt sich durch, nimmt alle Jobs an, die sie kriegen kann, und schwebt in ständiger Gefahr aufzufliegen. Schließlich lernt sie Annika kennen, eine schwangere Hartz-IV-Empfängerin, perspektivlos, bildungsfern, ohne die Kraft, selbstverantwortlich zu agieren. Annika hat noch nie gearbeitet, sieht aber auf die schwer schuftende Blanca aus Osteuropa herab. Sie nimmt sie bei sich auf …
Mit Phantom (Ein Spiel) haben Lutz Hübner und Sarah Nemitz ein Stück geschrieben über die anderen, die ‚falschen’ Flüchtlinge, die osteuropäischen Zuwanderer, die Arbeitsmigranten aus Bulgarien und Rumänien. Die, denen man nun wirklich nicht auch noch helfen kann. Mehr noch aber ist es ein Stück über uns: über die deutsche Gesellschaft und deutsche Vorurteile.
Lutz Hübner (geboren 1964) ist einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker. Seine Stücke werden auf der ganzen Welt gezeigt und wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter mit Einladungen zum Berliner Theatertreffen und zu den Mülheimer Theatertagen.
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