von Marius von Mayenburg
Regie: Meike Harten – Ausstattung: Sabine Flunker
Mit Markus Frank, Vivien Mahler, Christoph Finger, Julia Schmelzle, und Johan Richter
Premiere am 1. März 2017
Laufzeit:
Eine Familie aus einer „hippen“ Wohngegend wie der Langen Reihe, der Schanze bzw. Hamburg Ottensen: Michael ist gutverdienender Chirurg, aber depressiv. Ulrike, gescheiterte Künstlerin, ist die Assistentin eines durchgeknallten Konzeptkünstlers. Vincent, deren vernachlässigter und pubertierender Sohn, sucht seine Identität. Dem überforderten Ehepaar wächst alles über den Kopf: Beruf, Familie, Freunde, Erziehung, Selbstverwirklichung, politisch „korrekte“ Lebensführung und der Haushalt. So beschließen sie, eine Haushaltshilfe zu engagieren: die junge Jessica aus Halle. Schnell wird sie zum unverzichtbaren Bestandteil des Familienlebens und dient, darüber hinaus, dem sich ständig streitendem Paar als Projektionsfläche. Auch Ulrikes Chef, Serge, erhebt sie kurzerhand zu seiner Muse. Als putzende Femme fatale soll sie seinen kapitalismuskritischen Installationen den authentischen Life-Kick geben. Unerschrocken, fleißig und still hält Jessica stand. Fragt sich nur, wie lange?
In STÜCK PLASTIK aus der Feder des preisgekrönten jungen Autors Marius von Mayenburg (Uraufführung: Berlin, Schaubühne 25. April 2015) steht eine typische Familie im Mittelpunkt, die ein möglichst „politisch korrektes“ und gesellschaftlich anerkanntes Leben führen möchte. Doch der Lebensentwurf bröckelt ganz gewaltig. Und so beschließt man, sich für das tägliche Allerlei von einer „Haushälterin“ helfen zu lassen. Doch ganz schnell wird die Fremde zur Projektionsfläche für Streit, Überforderung und Missachtung innerhalb der Familie. Bis sie sich schließlich zu wehren beginnt. Marius von Mayenburg schickt uns in die Arena aufgeklärt-toleranter Bürgerlichkeit, dorthin, wo man der Putzfrau das Du anbietet, das Wort Verantwortung in jedem zweiten Satz vorkommt, wo man sozial denkt und im Biomarkt einkauft und das eigene privilegierte Leben wortreich und mit bedeutungsschwerem Blick als Verantwortung begreift. Doch die Political Correctness ist ranzig geworden. STÜCK PLASTIK zeigt das Perfide eines Klassen-Snobismus auf und portraitiert bankrotte politische Überzeugungen einer linksliberalen Generation.
Hamburger Abendblatt 03.03.2017
Hamburger Morgenpost 03.03.2017
NDR 90,3 02.03.2017
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